In Japan Auto zu fahren, fühlt sich anders an als in Europa. Die Straßen sind schmal, die Ampeln hängen quer, und überall herrscht ruhige Konzentration.
Schon nach wenigen Minuten im Mietwagen wird klar, dass hier Rücksicht kein netter Bonus ist, sondern die Normalität. Der Verkehr fließt gleichmäßig, niemand drängt und niemand hupt.
Was anfangs ungewohnt wirkt, zeigt schnell eine besondere Logik – nämlich die Mischung aus Disziplin und Gelassenheit. Diese Haltung zieht sich durch den gesamten Straßenverkehr Japans. Selbst in Tokios dichtem Verkehr bleibt der Ton respektvoll. Fahrfehler werden still korrigiert, nicht lauthals kommentiert.
Es ist genau diese Form der Ordnung, die dem System Stabilität verleiht – und Reisende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz oft überrascht.
Regeln folgen einer klaren Struktur
Japans Straßenverkehr folgt festen Vorgaben. Die Tempolimits liegen innerorts meist bei 40 km/h, auf Autobahnen darf selten über 100 km/h gefahren werden. Wer zu schnell unterwegs ist, zahlt empfindliche Strafen. Auch Alkohol am Steuer wird streng geahndet: Bereits 0,03 Promille gelten als Verstoß. Daran zeigt sich der hohe Wert der Sicherheit im japanischen Straßenverkehr.
Für Tourist:innen aus Deutschland oder der Schweiz ist zudem wichtig zu wissen, dass ihr heimischer Führerschein nicht ausreicht. Er muss um eine Führerscheinübersetzung für Japan ergänzt werden. Diese ist nach dem Genfer Abkommen von 1949 vorgeschrieben. Diese Übersetzung stellt unter anderem die Japan Automobile Federation, kurz JAF, aus. Ohne die Übersetzung verweigern die Mietwagenfirmen die Ausgabe eines Fahrzeuges.
Rücksicht ist ein Leitmotiv
Das Verhalten im japanischen Straßenverkehr wirkt nahezu choreografiert. Jede Bewegung ist berechenbar, jede Geste respektvoll. Hupen gilt als unhöflich, Drängeln als grob. Wer einmal erlebt hat, wie sich Fahrzeuge an engen Kreuzungen gegenseitig Platz machen, lernt den Begriff Verkehrsetikette neu kennen.
Japan verzeichnete im Jahr 2024 knapp 2.600 Verkehrstote. Diese Zahl ist so niedrig wie nie zuvor seit dem Beginn der Statistik. Das ist kein Zufall: Die Kombination aus klaren Regeln, einer hohen Verkehrsdichte in den Städten und einer großen Portion gesellschaftlicher Achtsamkeit führt dazu, dass Unfälle selten eskalieren. Selbst Fußgänger:innen, die bei Gelb die Straße überqueren, werden nicht ungeduldig gehetzt, sondern mit warmer Geduld unterstützt.
Geduld beim Parken, Komfort beim Tanken
Trotz der dichten Verkehrsnetze bleibt das Autofahren praktisch eine Herausforderung. Die Navigationssysteme sind oft auf Japanisch eingestellt. Sie lassen sich aber über das Menü mit wenigen Klicks auf Englisch umstellen. Die Beschilderung im Land ist in beiden Sprachen gehalten, was Ausländer:innen den Einstieg auf den japanischen Straßen erleichtert.
Bei dem Thema Parken ist Geduld gefragt. In Innenstädten dominieren sogenannte Coin Parkings. Das sind kleine, zeitbasierte Stellflächen, die per Automat abgerechnet werden. Die Preise liegen meist zwischen 200 und 600 Yen pro Stunde. In ländlichen Regionen zeigt sich das Parken einfacher. Dort werden die Autos auch einfach am Straßenrand abgestellt.
Tankstellen funktionieren in Japan ebenfalls ein wenig anders. Viele sind als Full Service konzipiert. Das heißt, die Mitarbeitenden tanken, reinigen die Scheiben und reichen auf Wunsch Tücher. Was ein wenig anachronistisch wirken mag, ist schlichtweg Teil des japanischen Verständnisses einer Dienstleistung.
Regeln und Rücksicht machen die Straßen angenehmer
Ein Roadtrip durch Japan zeigt damit eindrucksvoll, dass Regeln und Rücksicht Hand in Hand gehen können.
Dieses Zusammenspiel schafft wichtiges Vertrauen − und genau das macht den japanischen Straßenverkehr so bemerkenswert: Er funktioniert, weil alle Teilnehmenden ihn gemeinsam tragen.